Auf den Spuren der Knappen
durch den Petzenstollen

Suedkaernten Petzen wandern mit der Familie

Einiges los auf der Petzen

Die Petzen liegt im Süden Kärntens und ist Teil des Karawanken UNESCO Global Geopark. An der Talstation wartet bereits Horst, einer der Guides des Geoparks auf uns, um uns den Weg durch die faszinierende Welt der Petzen zu zeigen – über und unterirdisch.  

Während die Gondel der Petzen Bergbahnen (geschlossen im Sommer 2023) nun mechanisch ratternd, mühelos Höhenmeter um Höhenmeter überwindet, ziehen unter uns die steilen Hänge hinweg. Gute 1000 Höhenmeter Aufstieg nimmt uns die Fahrt mit der Gondel ab. Als wir uns der Bergstation (1700m) nähern, deutet Horst auf das „Geodom“ - ein multifunktionelles, dreistöckiges Gebäude mit dem  Besucherzentrum für den Karawanken UNESCO Global Geopark und dem Panoramarestaurant "oben" (NEU eröffnet im Herbst 2022). 
Gerne werden hier oben in der kleinen Kapelle Ehen geschlossen, erzählt uns Horst und auch sonst ist am Hausberg der Südkärntner das ganze Jahr über einiges los: vom jährlichen Almkirchtag, über Sonnwendfeuer, Adventmarkt und geselligen Runden, die sich rund um die Feuerstelle versammeln. Und während im Winter Skifahrer ihre Runden drehen, lassen sich im Sommer Mountainbiker in hoher Geschwindigkeit über einen der längsten Flow Trails Europas nach unten ins Tal tragen.
Für uns geht es heute stattdessen zu Fuß weiter. 

Wandern im Geopark Petzen Kordeschkopf

Raus aus dem Trubel rein in die Natur

Den Trubel, der sich rund um die Bergbahnen abspielt, lassen wir hinter uns und befinden uns nach einem Anstieg über eine der Skipisten hinter der nächsten Kuppe bald in ruhiger Natur. Durch blühende Almwiesen folgen wir Horst zum Kniepssattel und überschreiten die Grenze von Österreich nach Slowenien. Der weitere Weg auf den Kordeschkopf (2126m) wird begleitet von einem beeindruckenden Blick in die steilen Felswände der Steiner Alpen. Latschen säumen den Weg und es duftet nach Harz. Bei einer kurzen Rast genießen wir den Ausblick auf die rauen Berge und die warmen Sonnenstrahlen auf der Haut. Mit den aufmunternden Worten „Jetzt kommt der fordernde Teil“ stimmt uns Horst zum Weitergehen ein. Denn von hier geht es nun circa zwei Stunden bergab. Der Weg führt uns in einen dichten Wald, der uns mit einer angenehmen Kühle empfängt. 

Warum Kaiserschmarrn, wenn es Štruklji gibt

Wir erreichen die slowenische Hütte Dom na Peci. Der süße Duft von Štruklji steigt mir in die Nase. Diese feine slowenische Spezialität wird je nach Region anders zubereitet und entweder herzhaft oder süß serviert. Der dünne Strudelteig wird wahlweise mit Topfen, Had‘n oder als süße Variante mit Walnüssen, Rosinen und Zucker gefüllt und entweder im Ofen gebacken oder in Butter angebraten. Der feine Geschmack entfaltet sich in meinem Mund und belohnt mich für die Wanderung. Ich liebe es in Kärnten zu wohnen, in einer Region, in der zwei unterschiedliche Kulturen und Sprachen so nah beisammen liegen und man mühelos zwischen den beiden Ländern (Österreich und Slowenien) wechseln kann. 

c_Klopeiner See–Südkärnten-Sabrina Schuett
Wandern Geopark Petzen Kordeschkopf

Koroški nudlni-Tomo Jeseničnik, Archiv KPM
Koroški nudlni-Tomo Jeseničnik, Archiv KPM

Wenn Vergangenheit lebendig wird

Ein paar Höhenmeter müssen wir nun doch noch absteigen, aber gut gestärkt erreichen wir bald das heute größtenteils verlassene Dorf Pod Peca, das so viel heißt wie „unter der Petzen“. Hier lebten circa 350 Jahre lang, bis in die 1970er, die Bergknappen mit ihren Familien. In den Hochzeiten des Bergbaues waren hier bis zu 1500 Menschen, die Sommer wie Winter in den kleinen Häusern ihr Leben bestritten. „Die einzige Verbindung in den nächsten Ort Mežica führte nur durch den Stollen“, erzählt uns „Juri“. Er übernimmt am Eingang des Stollens die Tour. In seinen jungen Jahren hat er selbst noch Erz im Bergwerk der Petzen abgebaut und kennt den Berg mit all seinen Tücken und Vorzügen besser als kaum ein anderer.

Ein stockfinsteres Labyrinth

Ausgerüstet mit Helm und Stirnlampe verlassen wir die helle Welt voller sinnlicher Eindrücke und steigen hinab ins Dunkel des Stollens. Über 900 Kilometer umfasst das Netz der unterirdischen Wege auf mehreren Etagen. Die Lampen leuchten uns den Weg, ansonsten wird es stockdunkel und schlagartig kühler. Ein feuchter Geruch liegt in der Luft. Immer wieder gilt es von einer Etage in die Nächste zu gelangen, dabei geht es auch steilere Passagen hinunter, die mit Seilen gesichert sind. Wir folgen Gängen, die zum Glück nie so eng werden, dass man hindurchkriechen müsste. „Aber auch davon gibt es hier genügend“, erzählt uns Juri und bittet uns für einen Moment die Lampen auszuschalten. Die Dunkelheit umschließt uns. Eine Orientierung wäre ohne Licht für uns kaum mehr möglich.

Wenn die Fantasie Streiche spielt

Ich spüre mein Herz pochen und höre das Blut in meinen Ohren rauschen. „Unter den Bergknappen entstanden aus diesen Situationen unendlich viele Geschichten über Wichtel und Trolle“, erzählt uns Juri. Untertage wird jedes Geräusch, jeder Lufthauch intensiver wahrgenommen. Die Knappen verbrachten Stunden und Tage in dieser dunklen Welt -  begleitet nur vom eigenen Herzschlag, dem Tropfen des Wassers und Schatten, die an den Wänden entlang schlichen. Das Tropfen des Wassers wurde zum Tapsen der Wichtel, die Schatten zu Heerscharen von Trollen, die ihr Unwesen in den dunklen Gängen trieben. Glücklich waren die, die wieder das Tageslicht erblickten und ihr Erlebtes weitergeben konnten. Auch ich denke bereits sehnsüchtig an unsere Rast auf dem Kordeschkopf zurück, an die warmen Sonnenstrahlen auf der Haut und den weiten Blick und kann die Strapazen, Ängste und Mühen der Knappen nur erahnen - ein Leben geprägt von harter Arbeit und ständiger Gefahr, aber auch von einer unerschütterlichen Gemeinschaft.

Mit dem Zug ans Tageslicht

Glücklicherweise können wir unsere Lampen einfach wieder anknipsen. Immer wieder passieren wir sogenannte Kavernen, riesige beeindruckende Höhlen, die teils von Menschenhand geschaffen wurden und teils natürlich im Berg vorhanden sind. Zum Abschluss erreichen wir den unterirdischen Bahnhof der Grubenbahn. 3,5 Kilometer „rasen“ wir in den kleinen Wagons der Grubenbahn Richtung frischer Luft und blauem Himmel. Rasen ist dabei etwas übertrieben, mit 10 km/h zockelt die Bahn dahin, aber durch die Dunkelheit und das donnernde Rattern fühlt sich die Fahrt viel schneller an. Während wir die letzten Meter durch den Tunnel Richtung Tageslicht fahren, denke ich noch einmal an die Knappen und ihre Familien zurück, die Jahre lang diesen Weg auf sich nehmen mussten, um sich mit Essen zu versorgen oder um ihre Kranken und Toten auf diesem Weg aus Pod Peca nach Mežica zu transportieren. 

Zurück in der Welt der Sinneseindrücke

Wieder in Kärnten und an der Erdoberfläche angekommen, blendet uns das helle Licht für einen Moment. Wir sind wieder zurück in der uns bekannten Umgebung, mit so vielen Sinneseindrücken, dass wir den eigenen Herzschlag nur noch ganz selten wahrnehmen. Mit den spannenden Geschichten über den Bergbau von einem Zeitzeugen und dem Gefühl eine völlig andere Welt betreten zu haben, verlassen wir das Bergwerk mit einem bleibenden Eindruck und fahren mit dem Transfer zurück zum Ausgangspunkt auf der Kärntner Seite der Petzen. 

Angebot „Auf den Spuren der Knappen durch den Petzenstollen“

Wann:

nicht mehr möglich: Bergbahn Petzen geschlossen im Sommer 2023

Ausgangspunkt:

Talstation der Petzen Bergbahnen, 9143 St. Michael ob Bleiburg, Unterort 52

Startzeit | Dauer:

09:00 Uhr bis 17:00 Uhr I 7 Std. Gehzeit

Streckenlänge / Höhenmeter:

10km / 1.331hm - 465hm

Preis pro Erwachsenen:

€ 40,- exkl. Bergfahrt; inkl. Shuttle

Leistung:

geführte 7-stündige Tour, inkl. Shuttle, exkl. Bergfahrt

Anmeldung:

Bis 15:00 Uhr am Vortag der Wanderung,
Tel.: +43 4238 8239 226, office@geopark-karawanken.at 

Wichtige Information: 

Schwierigkeitsgrad: sehr anspruchsvoll
Bitte gültiges Reisedokument mitführen (grenzüberschreitende Tour)

Weitere Magische Momente

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Bilder und Text: Sabrina Schütt

Autorenvorstellung: Sabrina Schütt

Ich bin Yogalehrerin und freie Redakteurin ... weil ... ich so meine Freiheit genießen kann. Mit Yoga kann ich Menschen einen Moment der Ruhe schenken und mit Worten meiner Freude am Schreiben nachgehen. In meiner Freizeit bin ich gerne in den Bergen unterwegs, entweder beim Klettern oder Wandern.

Das besondere an der Kärntner Natur ist für mich die faszinierende Schönheit und die immer noch wilden und unberührten Flecken, die es zu erkunden gibt. Mein Lieblingslingsgericht aus der Kärntner Küche sind Kasnudeln.

Lieblingszitat: ... alle sagten: Wir werden umso authentischer je näher wir dem Traum kommen, den wir selbst von uns haben.


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