Was gehört zu Kärnten wie die Seen und die Kasnudeln? Das Handwerk als Tradition. Wir haben uns auf die Spuren von fünf Ideenschmieden begeben und Erstaunliches entdeckt.
Was gehört zu Kärnten wie die Seen und die Kasnudeln? Das Handwerk als Tradition. Wir haben uns auf die Spuren von fünf Ideenschmieden begeben und Erstaunliches entdeckt.
Dieser Beitrag ist in SERVUS KÄRNTEN, einer Sonderausgabe von Servus in Stadt & Land, erschienen.
In Kärnten jedenfalls hat die Vielfalt der Meisterbetriebe eine lange Tradition. Dabei definiert der Bootsbauer vom Weißensee ebenso ein Stück Identität wie der Klagenfurter Spiegelkünstler, offenbart der Kachelmacher vom Keutschacher See im gleichen Maß das Zusammenspiel von altem Wissen und Visionen wie die Teddybären-Näherin aus Finkenstein. Und dass die edlen Jagdgewehre aus Ferlach weltweit bekannt sind, sorgt im Land für berechtigten Stolz. Wir haben aus einer Fülle von Künstlern fünf besondere Betriebe ausgesucht und stellen sie auf den folgenden Seiten vor.
Wer Sehnsucht nach perfekten Kacheln und Keramikfliesen, aber auch nach Krügen, Tassen und Tellern hat, überlässt nichts dem Zufall. Also steigt Thomas Perdacher selbst regelmäßig in den Keutschacher See, um dort Lehm aus dem Grund zu stechen. Der Töpfermeister, Hafner und Ofensetzer baut für sein Handwerk auf Authentizität.
Von der Herstellung der Gipsmodeln bis zum fertigen großen Kamin kann es daher schon ein halbes Jahr dauern. „Dafür hat man dann ein wärmendes Werk für die Ewigkeit“, sagt er. Für fünf Kacheln benötigt er 20 Kilo Lehm, drei Tonnen verarbeitet er jedes Jahr. Der gepresste Ton wird später bei 980 Grad 24 Stunden lang gebrannt, ehe es ans Glasieren geht – und die Kunden über wahre Kunstwerke staunen dürfen.
Der Keramiker. Thomas Perdacher, Höflein 27, 9074 Keutschach, Tel.: +43 4273 24 54
Vor 20 Jahren nähte Heidi Stank den ersten Teddybären – für ihre Tochter. „Den ‚Brummbrumm‘ hat sie heute noch“, erzählt sie lächelnd. Seitdem entwickelte die Schneiderin aus Finkenstein am Faaker See eigene Schnitte; rund 40 verschiedene Bärenmodelle hat sie heute im Repertoire. An die 15 Stunden benötigt sie zur Herstellung eines Teddys, etwa 60 Stück schenkt sie jährlich das Leben.
Zudem restauriert Heidi betagte Bären, die vom Kuschelleben gezeichnet sind – auch gerne für Erwachsene, denn „ein Teddy erinnert einen oft an die eigene Jugend“. Als Material bevorzugt sie fürs Fell Ziegenhaarstoff und zum Stopfen Schafwolle. Am Ende gleicht kein Bär dem anderen: „Das ist das Schöne an Handarbeit – jedes Kuscheltier hat seinen eigenen Charakter.“
Die Näherin. Heidi Stank, Hubertusweg 3, 9584 Finkenstein, Tel.: +43 676 784 70 05, heidistank.at
Die Geschichte der Ferlacher Stutzen reicht bis ins Jahr 1551 zurück. Bis heute arbeiten hier Büchsenmacher, Schäfter, Graveure, Basculeure und Laufgarnierer Hand in Hand, um Jahr für Jahr 200 der weltweit edelsten Jagdgewehre herzustellen. Und mitten im Ort gibt es einen Schießstand, wo oftmals reger Betrieb herrscht.
So ist es ein Leitsatz, dass eben nur von Hand gearbeitete Einzelstücke aus Stahl und Nussholz in Präzisionsarbeit gefertigt werden. Die Stutzen erzeugen 30 Prozent mehr Druck als normale Waffen, um dann auf 200 Meter bis zu fünf Zentimeter genau zu treffen. Und so schwärmen die Büchsenmachermeister, dass ihr Produkt der Rolls Royce unter den Jagdwaffen sei – einerlei, ob man es benutzt ... oder einfach nur besitzt.
Die Gewehrbauer. Waffen Präzisionstechnik, Maschinenhausgasse 5, 9170 Ferlach Tel.: +43 4227 22 51
Man nehme vor allem gute Bäume (wie Eiche oder Lärche). „Langsam und gerade müssen sie wachsen, das garantiert feine Fasern und die nötige Härte“, sagt Michael Winkler – ein gelernter Elektrikermeister, der sich in Martina Domenig verliebte, seine Leidenschaft für den Bootsbau entdeckte und am Weissensee Werkstatt und Geschäft von Schwiegervater Christoph übernahm.
Aus dem Holz werden Planken und Spanten, aus denen baut er die Rümpfe für Flachboote (Zillen), Kielboote und Spitzflachboote. Und für die Ruder verwendet er Fichte. „Wir erzeugen nur Einzelstücke“, erzählt Michael. „Für ein Boot brauche ich zwei bis sechs Wochen.“ Maximal zwölf Aufträge nimmt er jährlich an, allerlei Reparaturen kommen hinzu. Und die Liebe ist immer mit im Boot.
Der Bootsbauer. Michael Winkler, Neusach 30, 9762 Weissensee, Tel.: +43 676 541 77 08, bootsbaudomenig.at
Im idyllischen Refugium von Arnulf Komposch unweit des Klagenfurter Lindwurms wähnt man sich in einer Zauberwelt. Dort wächst aus Glas Kunst, die eine besondere Atmosphäre ausstrahlt. Aber so eindrucksvoll die Skulpturen auch sein mögen – es sind besonders die handgefertigten Spiegel, die uns in ihren Bann ziehen.
Der Professor mit dem schlohweißen Haar zeigt uns seine selbst entwickelten Maschinen, mit deren Hilfe er als Spiegelbelegmeister die Magie von Glas zur Geltung bringt. 1972 gestaltete „Ulf“ den Spiegelsaal der Kärntner Landesregierung, seine Reifeprüfung. Heute schleift, poliert und ionisiert er, um am Ende mit metallischem Silber Kunstwerke zu erschaffen, die mehr als nur einen Blick wert sind.
Der Glaskünstler. Arnulf Komposch, Linsengasse 5–7, 9020 Klagenfurt, Tel.: +43 463 51 19 72, komposchspiegel.com