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с_Ljubisa BuzicEin Wein aus dem Herzen Kärntens: Zu Besuch beim Burgwinzer von Glanegg
Seit drei Jahrzehnten prägt der Winzer Franz Laßnig das Leben rund um die tausend Jahre alte Burg Glanegg. Jetzt, zur Zeit der Weinlese, zeigt sie sich von ihrer eindrucksvollsten Seite und erzählt eine Geschichte von Wandel und Beständigkeit.
Klar und golden wie Bernstein leuchtet der Wein, wenn Franz Laßnig das Glas im Herbstlicht schwenkt. Warm und fruchtig steigt das Bouquet in die Nase, frisch, mit einer Spur Apfel und einem Hauch von Zitrus. Der Winzer atmet den Duft ein und schließt die Augen, bevor er einen Schluck nimmt. „Genau das ist das Besondere am Kärntner Wein“, sagt er dann. „Es ist diese Leichtigkeit, diese Lieblichkeit, die das milde Klima bei uns mitbringt. Manche sagen, er ist fast schon mediterran.“
Wir befinden uns am Weingut Laßnig in Mittelkärnten, dreißig Autominuten von Klagenfurt entfernt. Der Blick ins Tal gleitet über den Weingarten. Sieht man nach oben, erhebt sich die tausend Jahre alte Burg über dem Berg. Auf zwei Hektar wachsen hier Riesling, Muskateller, Zweigelt, Sauvignon Blanc, Chardonnay und Weißburgunder. Aus den 12.000 bis 13.000 Kilo Trauben keltert Laßnig rund 800 Liter Wein im Jahr. Vor 15 Jahren hat Franz Lassnig mit seiner Familie das Gelände rund um die Burg Glanegg gepachtet und mit dem Weinbau begonnen. Doch in Wirklichkeit ist all das, was wir hier sehen, das Ergebnis der Arbeit eines ganzen Ortes.
Burg Glanegg ist die drittgrößte mittelalterliche Wehranlage Kärntens. Hier finden regelmäßig Konzerte und Veranstaltungen statt. Gleich unterhalb der Mauern, umgeben von Reben, liegt die Meierei, die Buschenschank der Familie Laßnig. Doch vor dreißig Jahren war die Burg nicht mehr als eine Ruine. Die eintausend Jahre alten Mauern waren von der Natur erobert worden. Nicht mal mehr ein Dach war erhalten. Erst als eine Bürgerinitiative Mitte der 1990er-Jahre beschloss, den Verfall zu stoppen, begann sich das Blatt zu wenden. Über Jahrzehnte hinweg setzten die Menschen aus Glanegg, unter ihnen Franz Laßnig, die Burg eigenhändig wieder instand.
Dass Franz Laßnig einmal Burgwinzer von Glanegg sein würde, hätte sich der heute 69-Jährige damals nicht vorstellen können. Angefangen hat alles mit einem ungewöhnlichen Geschenk. „Ich war technischer Betriebsleiter im Unfallkrankenhaus Klagenfurt“, erzählt er. „Zum 50er hat mir die Familie die Ausbildung in Rust geschenkt, das Weintutorium. Da hat es in mir zu brennen begonnen.“ Und
dennoch: Als der Bürgermeister von Glanegg 2009 mit der Idee eines eigenen Weinbaus auf ihn zukam, winkte Laßnig zunächst ab. „Ich hab im ersten Moment gesagt: Sicher nicht, das ist unmöglich“, erinnert er sich und lacht. Doch dann gab er der Idee eine Chance und willigte ein.
„Das Gelände war komplett verwildert“, sagt Laßnig. „Wir mussten alles roden, den Hang terrassieren, Teile der Burgmauern wieder instandsetzen.“ Drei Jahre dauerte es, bis der erste Wein abgefüllt werden konnte. Heute ist der Weinbau untrennbar mit Laßnig und seiner ganzen Familie verbunden. Sohn Alexander übernimmt mittlerweile immer mehr Aufgaben, Laßnigs Ehefrau Maria arbeitet im Heurigen- bzw. Buschenschankbetrieb, mit. Selbst die Schwiegereltern helfen mit, sind an der Produktion des Fleisches beteiligt. Jeder hat hier seinen Platz gefunden.
Im frühen Herbst, zur Weinlese, beginnt für Laßnig und seine Familie ein besonderer Moment. Den ganzen Sommer über haben die Reben die Wärme der Sonne gespeichert. Viele hundert Stunden Arbeit stecken Franz Laßnig und sein Sohn Alexander zuvor in den Weingarten. Sie schneiden Triebe, kontrollieren auf Schädlinge, schenken jeder Rebe ihre Aufmerksamkeit. Mitte September, wenn die Lese beginnt, ist es der Höhepunkt eines ganzen Jahres Arbeit im Weinberg.
„Weinlese ist immer eine Gratwanderung“, erklärt Franz Laßnig. „Bis zum letzten Augenblick musst du schauen: Wie gut sind die Trauben gereift? Wie entwickelt sich das Wetter?“ Für den Start braucht es mindestens zwei trockene Tage. Seine Frau Maria ergänzt: „Entscheidend ist die physiologische Reife der Trauben. Zucker- und Säuregehalt müssen stimmen.“ Erfahrene Winzer schmecken das, gemessen wird trotzdem – mit der Klosterneuburger Mostwaage, einer österreichischen Entwicklung, die den Zuckergehalt und damit den späteren Alkohol bestimmt. „Unser Wein hat rund 12,5 Prozent“, sagt Laßnig.
Es sind arbeitsreiche Tage, wenn es ans Ernten des Weins geht. Rund dreißig Helfer unterstützten den Winzer heuer. Früh am Morgen gehen sie durch die Reihen, bis Mittag werden die Trauben gelesen. Danach wird gemeinsam gegessen, getrunken, über den Wein und das Leben geredet, bevor es am Nachmittag mit der Verarbeitung weitergeht: entstielen, pressen, klären. Manches dauert bis tief in die Nacht. „Es ist viel Arbeit“, sagt Laßnig. „Aber es ist auch ein schönes Fest der Weinlese, bei dem die Leute zusammenkommen.“
Es ist ein Leben und Arbeiten mit dem Lauf der Jahreszeiten, hier auf der Burg Glanegg. Ist die Ernte eingebracht, beginnt die tägliche Kontrolle der Reifung, jedes Detail wird nachjustiert. Im Oktober feiert das Dorf das Sturm- und Weinfest, mit Musik und Gästen aus der ganzen Region. Im Winter werden Fleisch und Würste aus eigener Zucht verarbeitet, dazu das Wild, das Franz Laßnig selbst erlegt.
Wenn die Reben draußen kahlstehen, wärmt man sich beim Schnapsbrennen. Kaum ist der Jänner vorbei, beginnt der Rebschnitt: 8.000 Stöcke müssen gekürzt und gebunden werden. Zu Ostern wird der Wein abgefüllt, nach einem halben Jahr im Tank. „Dann wollen die Leute den neuen Jahrgang probieren“, sagt Laßnig. Ende Mai öffnet die Buschenschank, und der Kreislauf beginnt wieder von Neuem.
Die Buschenschank ist eine Besonderheit in Kärnten. Betrieben werden darf sie nur von Winzern und Landwirten, angeboten wird ausschließlich Selbstgemachtes. Bei der Meierei, so nennen die Laßnigs ihren Betrieb, heißt das: Fleisch von den Bio-Hochlandrindern der Schwiegereltern, Speck und Würste von den eigenen Mangalica-Schweinen, Rotwild aus Franz Laßnigs Jagd. Dazu kommen Brot und Mehlspeisen, die Ehefrau Maria und die Schwiegertöchter backen. „Alles, was man bei uns bekommt, haben wir selbst gemacht“, sagt Laßnig. „Nur die Butter ist gekauft“, fügt er hinzu und lacht.
„Das Schönste für mich ist, dass die ganze Familie mitmacht“, sagt Laßnig. Sohn Alexander ist gerade dabei, immer mehr Aufgaben zu übernehmen, während sich der 69-Jährige in den kommenden Jahren nach und nach zurückziehen will. Und mit den Enkeln ist auch die dritte Generation schon mit an Bord. Fleißig helfen sie bereits jetzt beim Traubenpflücken und beim Servieren.
Seit über dreißig Jahren sind die steinernen Zeitzeugen der Burg und die weichen Hänge rundum ein Teil des Lebens von Franz Laßnig und seiner Familie. Wenn der Winzer von seinem Platz aus hinauf zur Burg blickt, sieht er mehr als nur alte Steine. „Diese Mauern haben ein Jahrtausend überstanden“, sagt er. „Da spürt man Ehrfurcht.“ Für ihn ist sein Wein nun auch ein Teil dieser Geschichte. Ein Versuch, etwas Bleibendes zu schaffen, auch wenn jede Lese anders ausfällt, jeder Wein das Echo eines einzigen Sommers in sich trägt.
Standort: Mautbrücken 1, 9555 Glanegg, Kärnten
ca. 2,0 Hektar Anbaugebiet
Rebsorten: Sauvignon Blanc, Chardonnay, Weißburgunder, Zweigelt, Donauriesling (PIWI), Blütenmuskateller (PIWI)
– Weinverkauf ab Hof / Direktverkauf
– Buschenschank („Meierei“) mit Speisen aus eigener Produktion
– Verkostungen & Gastronomie vor Ort
Von Mitte Mai bis Mitte September, jeweils donnerstags und freitags von 16:00 bis 22:00 Uhr
– Mehrfach Landessieger bei Kärntner Weinbewertungen
– Landessieger 2022 u. a. in den Kategorien LoMaLi (Cuvée) und Blütenmuskateller; PIWI-Wein des Jahres 2022 (Blütenmuskateller)
– Nominationen und Erfolge auch bei PIWI-Weinen österreichweit
– Seit 2013 fixer Bestandteil im Veranstaltungskalender
– Immer am vorletzten Oktoberwochenende auf Burg Glanegg
– Rund 500 Gäste und zehn Musikkapellen sorgen für ein Fest mit regionalem Charakter
– Nächster Termin: Samstag, 18. Oktober 2025 ab 14 Uhr
– Findet jedes Jahr im Frühjahr statt, meist Ende April, kurz vor dem 1. Mai
– Präsentation regionaler Weine durch die Winzer des Weinbauvereins Feldkirchen-Ossiacher See
– Rund 14 Winzer und mehr als 50 Weine sind vertreten
– Nächster Termin: Donnerstag, 30. April 2026 ab 17 Uhr.
Die tausend Jahre alte Burg Glanegg zählt zu den größten mittelalterlichen Wehranlagen Kärntens. Teile der Anlage können für besondere Anlässe wie Hochzeiten, Geburtstagsfeiern, Jubiläen, Firmenveranstaltungen oder Konzerte gemietet werden.
– Mai bis September
– Donnerstags, freitags und sonntags von 15:00 bis 19:00 Uhr
– Führungen mit Besichtigung der Innenräume jeweils um 15:30 und 17:30 Uhr
Außerhalb dieser Zeiten sind Besichtigungen nach telefonischer Anmeldung möglich.
Bilder, Text:
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