Schon als wir den Rucksack packen, wird mir klar, warum Eisklettern eine besondere Hingabe erfordert. Vor mir türmt sich ein riesiger Materialberg auf. Eisschrauben, Steigeisen, Bergschuhe, Eisgeräte, Klettergurt, Seil, Karabiner, Sicherungsgeräte, Bandschlingen, Handschuhe, Mütze, Helm und Stöcke für den Zustieg müssen verstaut werden. Ganz zu schweigen von den vielen Schichten, die ich bereits am Körper trage. Voll bepackt geht es dann durch das verschneite Goldgräberdorf und den steilen Hang zu den Eisfällen hinauf. Immer wieder sinken die Füße tief in den Schnee ein, aber immerhin ist mir warm, als wir oben ankommen. Vor uns schmiegen sich kunstvolle Eisformationen an den Felsen. Schlanke Eiszapfen vereinen sich zu einem großen dicken Zapfen, um dann wieder als bläuliches Band den Fels zu umhüllen. „Ein Eisfall kann sich über Wochen aufbauen, um dann wieder vollkommen in sich zusammenstürzen“ erklärt Michi. „Denn völlig still steht gefrorenes Wasser nie. Ständig, je nach Wetterlage, verändert es sich, die Eisbeschaffenheit und somit auch die Route. Das macht Eis zu einem eigensinnigen Element und ganz anders, als alles was man sonst kennt“. Aus seiner Sicht macht es das Ganze erst richtig interessant, setzt aber gleichzeitig voraus, sich mit den Bedingungen sehr gut auszukennen, um das Risiko zu minimieren. Dafür verlasse mich heute auf Michis Erfahrung und sein Können.